Japan?

         JAPAN  •  MITTENDRIN


Japan?

Japan?

 

Das ist doch das Land der Kirschblüten, der Geishas, der Samurai, die Heimat der Sushis und Animes. 

 

Ist das aber nicht auch das Land, wo im zweiten Weltkrieg zwei Atombomben Hiroshima und Nagasaki ausradierten, wo ein Erdbeben der Magnitude 7,2 in den Neunzigern Kobe zerstörte und eine Tsunami in jüngster Zeit in Fukushima den Supergau zur Realität werden ließ?

Und ist das nicht eines der teuersten Reiseländer der Welt? Da willst du hin?

 

Ja, will ich und das schon seit acht Jahren.

Aber nie hat das Geld und die Zeit gereicht. Jetzt aber ist das Japan-Sparschwein bis zum Rand gefüllt und den Rest werde ich schon einrichten können. 

 

Leider spreche ich kein Wort Japanisch. Aber mein Englisch ist ganz passabel.

Trotzdem will ich das Land nicht in einem Touristenbus kennen lernen, der die Gäste nach strengen Zeitplänen von einer Attraktion zu nächsten karrt, um sie nach erledigtem Tagesprogramm im für Europäer genehmen Hotel abzuliefern, wo man mit dem verköstigt wird, was das Hotelmanagement für europäisches Buffet hält.

 

Ich wünsche mir eine Reise mittendrin: die Rushhour in der U-Bahn Tokyos hautnah zu erleben, einen ganzen Tag lang ohne Zeitdruck durch Kyoto zu spazieren, im öffentlichen Bus bei kichernden Mädchen in Sailor-Moon-Schuluniformen zu sitzen, von Japans Küche zu probieren, was immer und wo immer es mir gefällt, dem Nordpazifik zuzusehen wie er an die Küste Japans schwappt, mit allen Sinnen Japan erfahren, riechen, schmecken, fühlen, hören, sehen mit mehr Zeit als eine übliche Pauschalreise erlaubt.

 

Und doch, ich traue mich nicht so recht alleine, denn die japanische Schrift kann ich auch nicht lesen. Deshalb mache ich mich auf die Suche nach einem Spezialveranstalter. Schließlich finde ich im Internet ein Reisebüro, das einem Japaner gehört. Er veranstaltet schon seit vielen Jahren Gruppenreisen in sein Heimatland, die etwas drei Wochen dauern und für mich bezahlbar sind, bezahlbar auch deshalb, weil die Reisen nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln stattfinden und es häufig Abende mit Selbstverpflegung gibt.

 

Hm, nun ist es doch eine Pauschal- und Gruppenreise?

 

Ja, aber eine besondere.

Als Einzelreisende habe ich ein Einzelzimmer gebucht. An jedem Ort bleiben wir ein bis drei Tage, manchmal sogar länger. Es sind einige freie Tage eingeplant, die man selber gestalten kann und Ziele im Programm, die von westlichen Besuchern nicht so häufig oder gar nicht frequentiert werden, wie etwa Aoki, eine sehr ländliche Gegend bei Ueda. Wo das genau liegt, finde ich erst nach einigen Recherchen im Internet heraus.

Ja, das sieht doch gut aus!

Genau so eine Reise suche ich, näher dran am Alltag der Japaner als die üblichen Pauschalreisen.